Windkraft - Fakten statt Mythos (3)

mit freundlicher Genehmigung von www.vernunftkraft.de

Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik kön­nen kurz- bis mit­tel­fris­tig Atom und Kohle er­set­zen. Ihr mög­lichst schnel­ler Aus­bau muss daher obers­te Prio­ri­tät haben.

Fakt Pho­to­vol­ta­ik‐ und Wind­in­dus­trie sind, ab­ge­se­hen von we­ni­gen be­son­ders be­vor­zug­ten Lagen, in Deutsch­land ein rei­nes po­li­ti­sches Pla­ce­bo – al­ler­dings ohne nen­nens­wer­ten Ef­fekt, dafür mit star­ken ne­ga­ti­ven Ne­ben­wir­kun­gen.

Warum?


 

In Deutsch­land sind be­reits enor­me Ka­pa­zi­tä­ten zur Er­zeu­gung von Strom aus Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik in­stal­liert. Was die in­stal­lie­ren Er­zeu­gungs­ka­pa­zi­tä­ten die­ser bei­den For­men der En­er­gie­er­zeu­gung be­trifft ist, Deutsch­land in Eu­ro­pa ein­sa­mer Spit­zen­rei­ter. Daher würde man er­war­ten, dass Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik auch ent­spre­chend zur En­er­gie­ver­sor­gung Deutsch­lands bei­tra­gen.

In­so­fern mag es ver­wun­dern, dass der Bei­trag die­ser bei­den er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en zur En­er­gie­ver­sor­gung un­se­res Lan­des zu­sam­men we­ni­ger als 2 Pro­zent be­trägt. Im Jahr 2010 trug die Wind­kraft mit 0,9 und die Pho­to­vol­ta­ik mit 0,3 % zur De­ckung un­se­res En­er­gie­be­darfs bei.

An­tei­le ein­zel­ner En­er­gie­trä­ger am Pri­mär­ener­gie­be­darf 2010. Quel­leBun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Tech­no­lo­gie.

Be­trach­tet man nur die Kom­po­nen­te des Strom­be­darfs – was unter dem Ge­sichts­punkt Um­welt­freund­lich­keit der En­er­gie­ver­sor­gung eine ver­eng­te Per­spek­ti­ve be­dingt – so lag der Bei­trag von Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik in 2011 zu­sam­men bei rund 11 % .

An­tei­le ein­zel­ner En­er­gie­trä­ger an der Brut­to­strom­er­zeu­gung 2011. Quel­le: Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Tech­no­lo­gie.

Diese Dis­kre­panz zwi­schen in­stal­lier­ter Leis­tung und tat­säch­li­chem Bei­trag zur Ver­sor­gung ist einem fun­da­men­ta­len Pro­blem der Pho­to­vol­ta­ik und Wind­kraft ge­schul­det:  Diese bei­den re­ge­ne­ra­ti­ven En­er­gie­quel­len sind „dar­ge­bots­ab­hän­gig.“

Wind und Sonne wehen und schei­nen eben nicht be­stän­dig.

Kon­se­quen­zen:

1. Deut­sche Wind­kraft­an­la­gen er­rei­chen we­ni­ger als 1.600 Voll­la­stun­den im Jahr.

2. Deut­sche Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen kom­men auf rund 900 Voll­last­stun­den.

3. Das deut­sche Jahr hat 8.760 Stun­den.

4. Die 1600 und 900 Stun­den kön­nen nicht ad­diert wer­den, da der Wind nicht aus­schließ­lich nachts weht, sich die ent­spre­chen­den Stun­den also über­lap­pen.

Diese Um­stän­de sind nicht durch po­li­ti­sche Pla­nung zu än­dern, son­dern na­tur­ge­setz­lich de­ter­mi­niert. 

Für die deut­schen Kraft­wer­ke ins­ge­samt er­gibt sich die­ses Bild:   

Aus­nut­zungs­dau­er deut­scher Kraft­wer­ke  in Stun­den

Die Ab­bil­dung stammt vom BDEW und ent­hält die ak­tu­ells­ten ver­füg­ba­ren Zah­len (aus 2007). Es gibt sie hier zum Down­load

Beim Ver­gleich der Zah­len muss man be­den­ken, dass Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik seit 1991 ge­setz­li­chen Ein­spei­se­vor­rang ge­nie­ßen.

Die 1.550 bzw. 910 Stun­den ent­spre­chen also prak­tisch dem ma­xi­mal Mög­li­chen. Die ge­rin­ge Aus­nut­zung deut­scher Wind­kraft- und PV-An­la­gen ist kei­nes­wegs bösem Wil­len, son­dern schlicht der Natur der Sache ge­schul­det. 

Die ent­spre­chen­den Zah­len der an­de­ren Kraft­wer­ken lie­gen da­ge­gen un­ter­halb des Mög­li­chen, da sie Wind- und PV-Strom Vor­fahrt ge­wäh­ren müs­sen. Wobei die am teu­ers­ten her­un­ter- und her­auf­zu­fah­ren­den Kraft­wer­ke (Kern­kraft und Braun­koh­le) die ge­rings­te An­pas­sungs­leis­tung er­brin­gen – also auf die höchs­ten Stun­den­zah­len und dem ma­xi­mal Mög­li­chen am nächs­ten kom­men.

Diese Um­stän­de ma­chen Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik – nach jet­zi­gem Stand der Tech­nik – als Al­ter­na­ti­ven zu kon­ven­tio­nel­len Kraft­wer­ken aus zwei Grün­den un­taug­lich:

1) Miss­ver­hält­nis zwi­schen in­stal­lier­ter Ka­pa­zi­tät und tat­säch­li­cher Er­zeu­gung

Be­trei­ber von Wind­kraft- und Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen ar­gu­men­tie­ren in aller Regel mit dem Nenn­wert von An­la­gen, also der in­stal­lier­ten Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tät.

So rech­nen sie bei­spiels­wei­se vor, dass ein „Wind­park“ meh­re­re hun­dert oder gar tau­send Haus­hal­te ver­sor­ge. Bei die­sen Rech­nun­gen wird der fun­da­men­ta­le Un­ter­schied zwi­schen elek­tri­scher Leis­tung (der rech­ne­ri­schen Ka­pa­zi­tät) und elek­tri­scher Ar­beit (der tat­säch­li­chen Strom­er­zeu­gung) gern über­se­hen oder be­wusst ver­schlei­ert.

Die in­stal­lier­te Leis­tung be­schreibt das Po­ten­zi­al oder die Ka­pa­zi­tät einer An­la­ge. Da­ge­gen be­schreibt die Strom­er­zeu­gung den Out­put der An­la­ge, der für die Strom­ver­sor­gung zur Ver­fü­gung steht.

In Ana­lo­gie zum PKW gibt die Ka­pa­zi­tät Aus­kunft über die PS-Zahl. Die tat­säch­li­che Strom­er­zeu­gung ent­spricht da­ge­gen den ge­fah­re­nen Ki­lo­me­tern.

Eine hohe in­stal­lier­te Leis­tung be­deu­tet nicht zwangs­läu­fig eine hohe Strom­er­zeu­gung. Eine klei­ne An­la­ge, die dau­er­haft nahe ihrer ma­xi­ma­len Leis­tung – unter Voll­last – be­trie­ben wird, kann in­ner­halb eines Jah­res mehr Strom er­zeu­gen, als eine große An­la­ge, die nur pha­sen­wei­se ihre ma­xi­ma­le Leis­tung er­reicht oder vor­über­ge­hend still steht.

Pho­to­vol­ta­ik-An­la­gen er­zeu­gen bei Dun­kel­heit kei­nen Strom und er­rei­chen nur bei in­ten­si­ver Son­nen­ein­strah­lung ihre ma­xi­ma­le Leis­tung. Auch Wind­kraft­an­la­gen lau­fen nur rund ein Vier­tel des Jah­res unter Voll­last.

Der in­stal­lier­ten Ka­pa­zi­tät steht daher eine ge­rin­ge tat­säch­li­che Pro­duk­ti­on ge­gen­über. Bei den dar­ge­bots­un­ab­hän­gi­gen er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en Was­ser­kraft und Bio­mas­se ist das an­ders. Ent­spre­chend wei­sen sie zwar einen re­la­tiv klei­nen An­teil an der in­stal­lier­ten Leis­tung auf, er­zeu­gen je­doch dank ihrer hohen Ver­füg­bar­keit und Aus­las­tung knapp die Hälf­te des Stroms aus er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en.

Bei der Wind­kraft ist das Ver­hält­nis um­ge­kehrt. Ihr An­teil an der in­stal­lier­ten Leis­tung ist grö­ßer als ihr An­teil an der Strom­er­zeu­gung. Noch deut­li­cher ist das Miss­ver­hält­nis zwi­schen Ka­pa­zi­tät und Pro­duk­ti­on bei der Pho­to­vol­ta­ik wie aus der Ab­bil­dung er­sicht­lich:

An­tei­le an in­stal­lier­ter Leis­tung Strom­er­zeu­gung in­ner­halb der er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en.  Quel­leBun­des­ver­band der En­er­gie- und Was­ser­wirt­schaft (2012)

Die Aus­beu­te in Form des im Jah­res­ver­lauf tat­säch­lich er­zeug­ten Stroms im Ver­hält­nis zum Ein­satz, also der in­stal­lier­ten Leis­tung, ist bei Wind­kraft an Land also ziem­lich schlecht. Bei der Pho­to­vol­ta­ik ist diese Aus­beu­te noch schlech­ter. Der durch das EEG for­cier­te Zubau  von Wind­kraft- und PV-An­la­gen hat also einen sehr ge­rin­gen en­er­ge­ti­schen Nut­zen.

Um die­ses of­fen­kun­di­ge Manko zu mil­dern, und den Wir­kungs­grad – das Ver­hält­nis von in­stal­lier­ter Ka­pa­zi­tät zu tat­säch­li­cher Er­zeu­gung – zu er­hö­hen,

müss­te man im Be­reich Wind­kraft die An­la­gen an den guten Stand­or­ten tech­nisch auf­rüs­ten (Re-Power­ing) und vor allem die Pro­duk­ti­on auf hoher See (wo der Wind re­gel­mä­ßig weht, die Aus­las­tung also hoch ist) aus­bau­en

schluss­fol­gert dar­aus der Bun­des­ver­band der En­er­gie- und Was­ser­wirt­schaft (2012, S.13).

Das klingt na­he­lie­gend und ver­nünf­tig.

Was je­doch nun in Mit­tel­ge­birgs­re­gio­nen ge­plant wird, geht genau in die fal­sche Rich­tung. In immer win­där­me­ren Ge­gen­den sol­len nun immer grö­ße­re und leis­tungs­fä­hi­ge­re An­la­gen in­stal­liert wer­den. Man be­treibt Ka­pa­zi­täts­auf­bau auf Teu­fel komm raus.

In der PKW-Ano­lo­gie be­deu­tet das:

Die Kom­mu­nen in den deut­schen Mit­tel­ge­bir­gen schaf­fen sich in Form von “Bür­ger­wind­parks” auf Kos­ten der deut­schen Strom­kun­den eine ganze Flot­te PS-star­ker Por­sches und Fer­ra­ris an, die aber nur im ver­kehrs­be­ru­hig­ten Be­reich fah­ren dür­fen.

Die na­he­lie­gen­de Al­ter­na­ti­ve, auf schma­len Sträß­chen auf das Fahr­rad zu set­zen (bspw. sich auf die hier ver­gleichs­wei­se reich­lich vor­han­de­ne Bio­mas­se zu be­schrän­ken) oder ein­fach zu Fuß zu gehen wird nicht er­grif­fen. Die zweit­bes­te Mög­lich­keit wäre, mit den Por­sches we­nigs­ten Fahr­ge­mein­schaf­ten zu bil­den.

Dies wird in vie­len Kom­mu­nen aber ri­go­ros ab­ge­lehnt – dazu ist man zu stolz. An­statt sich mit um­lie­gen­den Krei­sen zu­sam­men­zu­schlie­ßen, will man par­tout einen ei­ge­nen PS-Bul­li­den an­schaf­fen. Die All­ge­mein­heit be­zahlt es schließ­lich…

Eine sol­che Ir­ra­tio­na­li­tät wird ein­zig durch die EEG-För­de­rung mög­lich, wel­che die wah­ren Kos­ten ver­schlei­ert und volks­wirt­schaft­lich un­sin­ni­ge Pro­jek­te ein­zel­wirt­schaft­lich ren­ta­bel macht.

Auf­grund des ge­rin­gen Wir­kungs­gra­des der dar­ge­bots­ab­hän­gi­gen Quel­len Wind und Sonne ist die Bi­lanz der Er­neu­er­ba­ren-En­er­gi­en-Po­li­tik ge­ra­de­zu er­schre­cken dürf­tig: Im eu­ro­päi­schen Ver­gleich be­legt Deutsch­land trotz der bei­spiel­lo­sen För­de­rung und enor­mer Ka­pa­zi­tä­ten nur einen ma­ge­ren Mit­tel­feld­platz, wenn man das wirk­lich re­le­van­te Kri­te­ri­um – den An­teil der er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en am ge­sam­ten En­er­gie­ver­brauch – be­trach­tet:

Quel­le: Sach­ver­stän­di­gen­rat, Jah­res­gut­ach­ten 2011/12 , S.47

Schwe­den, Finn­land, Ös­ter­reich, Por­tu­gal und selbst Ru­mä­ni­en und Bul­ga­ri­en schnei­den dabei deut­lich bes­ser ab als wir, die ver­meint­li­chen Mus­ter­kna­ben. Dies liegt zum einen daran, dass diese Län­der mehr auf Was­ser­kraft und Bio­mas­se (also nicht vo­la­ti­le En­er­gie­trä­ger) set­zen und/oder die Natur dort in der Be­reit­stel­lung von Sonne und Wind spen­da­bler und we­ni­ger lau­nisch ist. Au­ßer­dem ver­brau­chen diese Län­der ins­ge­samt we­ni­ger Strom als Deutsch­land, was es ein­fa­cher macht, einen hohen An­teil aus re­ge­ne­ra­ti­ven Quel­len zu de­cken.

Zwi­schen­fa­zit: Woll­te man wirk­lich Koh­le- und Atom­strom (die ge­gen­wär­tig 61% zur Strom­ver­sor­gung bei­tra­gen) durch in Deutsch­land in­stal­lier­te Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik er­set­zen, müss­te man die Ka­pa­zi­tä­ten ge­gen­über heute ver­sechs­fa­chen. Woll­te man sich der fos­si­len En­er­gie­trä­gern kom­plett ent­le­di­gen, also auch Erd­gas er­set­zen, ver­sie­ben­fa­chen.

Statt 22.000 bräuch­te man dann -  über­schlags­mä­ßig ge­rech­net und nur zur Ver­an­schau­li­chung der Di­men­si­on – 154.000 Wind­kraft­an­la­gen. Dass eine Ver­sie­ben­fa­chung der Ka­pa­zi­tät nicht mög­lich ist, ohne das Land öko­lo­gisch und öko­no­misch völ­lig zu­grun­de zu rich­ten, liegt auf der Hand.

Al­lein auf­grund des Miss­ver­hält­nis­ses zwi­schen Ka­pa­zi­tät und Leis­tung sind Pho­to­vol­ta­ik und Wind­kraft somit keine Al­ter­na­ti­ven zu kon­ven­tio­nel­len En­er­gie­trä­gern. Aber die Rea­li­tät ist noch etwas kom­ple­xer:

2) man­geln­de Grund­last­fä­hig­keit er­for­dert neue kon­ven­tio­nel­le Re­ser­veka­pa­zi­tä­ten

Für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit und die Sta­bi­li­tät der Strom­net­ze ist es zwin­gend er­for­der­lich, eine kon­stan­te Span­nung auf­recht­zu­er­hal­ten. Diese so­ge­nann­te Grund­last muss rund um die Uhr ge­deckt sein. Wind­kraft und Sonne als dar­ge­bots­ab­hän­gi­ge Quel­len kön­nen dies nicht ge­währ­leis­ten – sie sind nicht „grund­last­fä­hig.“

Bio­mas­se und Was­ser­kraft sind im Prin­zip grund­last­fä­hig, sie ste­hen in Deutsch­land aber nicht in aus­rei­chen­dem Maße zur Ver­fü­gung. Die Grund­last muss daher von den kon­ven­tio­nel­len En­er­gie­trä­gern Kohle, Gas und (noch) Kern­kraft ab­ge­deckt wer­den. Auf­grund des Ein­spei­se­vor­rangs der Er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en müs­sen die kon­ven­tio­nel­len Kraft­wer­ke je­weils die Schwan­kun­gen aus­glei­chen. Das be­deu­tet, dass diese Kraft­wer­ke nicht unter en­er­ge­tisch und be­triebs­wirt­schaft­lich op­ti­ma­len Be­din­gun­gen be­trie­ben wer­den kön­nen.

Statt gleich­mä­ßig unter Voll­last und damit ef­fi­zi­ent, müs­sen die kon­ven­tio­nel­len Kraft­wer­ke in einem sub­op­ti­ma­len Modus be­trie­ben wer­den. Ihr Wir­kungs­grad wird somit künst­lich her­ab­ge­setzt. Dies macht ihrer En­er­gie­pro­duk­ti­on teu­rer und um­welt­schäd­li­cher als sie sein müss­te. Je wei­ter die Ka­pa­zi­tä­ten der nicht-grund­last­fä­hi­gen Quel­len Wind­kraft und PV aus­ge­wei­tet wer­den, desto gra­vie­ren­der wird die­ses Pro­blem.

Grund­sätz­lich eig­nen sich Koh­le- und Kern­kraft­wer­ke oh­ne­hin nur sehr be­dingt zum Aus­gleich kurz­fris­ti­ger Schwan­kun­gen – ihr Hoch- und Her­un­ter­fah­ren ist sehr kost­spie­lig. Meh­re­re Male kam es daher be­reits zu der be­mer­kens­wer­ten Si­tua­ti­on, dass Deutsch­land zu ne­ga­ti­ven Prei­sen Strom ins Aus­land ex­por­tie­ren muss­te.

Ex­kurs – ne­ga­ti­ve Strom­prei­se

Unter nicht un­rea­lis­ti­schen Vorraus­set­zun­gen, die be­reits meh­re­re Male ein­ge­tre­ten sind, kann es pas­sie­ren, dass deut­scher Strom zu ne­ga­ti­ven Prei­sen ins Aus­land ver­kauft wird – wir also Geld dafür be­zah­len, dass an­de­re Län­der (i.W. Ös­ter­reich und Polen) uns Strom ab­neh­men. Dies pas­siert wenn Zei­ten star­ken Winds und star­ker Son­nen­ein­strah­lung, also hoher Pro­duk­ti­on von Wind­kraft und PV, in Kom­bi­na­ti­on mit ge­rin­ger Nach­fra­ge (bspw. am Wo­chen­en­de). Die An­la­gen­be­trei­ber er­hal­ten ihre fes­ten Ver­gü­tun­gen in jedem Fall und haben keine Ver­an­las­sung, sich der Markt­la­ge an­zu­pas­sen. So sind die Be­trei­ber kon­ven­tio­nel­ler Kraft­wer­ke ge­zwun­gen ihre Pro­duk­ti­on her­un­ter­zu­fah­ren und die Netz­sta­bi­li­tät zu ge­währ­leis­ten. Da kurz­fris­ti­ges Dros­seln und Aus­wei­ten der Pro­duk­ti­on je­doch sehr teuer ist, kann es be­triebs­wirt­schaft­lich vor­teil­haft sein, die Pro­duk­ti­on auf­recht­zu­er­hal­ten und den nicht ge­woll­ten Strom zu ex­por­tie­ren. Im Zwei­fel be­zahlt man sogar Geld dafür, dies tun zu dür­fen – ne­ga­ti­ve Strom­prei­se ent­ste­hen. Der Gip­fel öko­no­mi­scher und öko­lo­gi­scher Ab­sur­di­tät. Siehe auchhier…

Un­ab­hän­gig vom Aus­stieg aus der Kern­kraft er­for­dert der Aus­bau von Ka­pa­zi­tä­ten zur En­er­gie­er­zeu­gung aus vo­la­ti­len Quel­len die zu­sätz­li­che Be­reit­stel­lung so­ge­nann­ter „Re­gel­ener­gie“ oder Back-up-Ka­pa­zi­tät, die im Be­darfs­fall die Ver­sor­gungs­lü­cken schlie­ßen kann.

Viel­fach wird dem ent­ge­gen­ge­hal­ten, dass man den Strom aus Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik spei­chern könne, sich das Grund­last­pro­blem dem­nach gar nicht stel­le. “Gibt’s ‘nen Akku für grü­nen Strom?” fragt Frau Weiß in der An­zei­ge eines En­er­gie­ver­sor­gers. Un­se­re Ant­wort: Es gibt weder grü­nen Strom noch Akkus dafür.

Durch den Zubau von Wind­kraft- und PV-Ka­pa­zi­tä­ten wer­den kon­ven­tio­nel­le Kraft­wer­ke also kei­nes­wegs ent­behr­lich. Im Ge­gen­teil, in dem Maße wie der Aus­bau der vo­la­ti­len Er­neu­er­ba­ren En­er­gie zu­sätz­li­che Re­gel­ener­gie er­for­der­lich macht, müs­sen nun sogar neue Kraft­wer­ke ge­baut wer­den.

Diese nun von der Po­li­tik ve­he­ment ge­for­der­ten neuen Gas­kraft­wer­ke (siehe BM­Wi-Kam­pa­gne Kraft­wer­ke - ja, bitte!) wer­den al­ler­dings von Be­ginn an zum Lü­cken­bü­ßer­da­sein ver­dammt und las­sen sich des­halb nicht ren­ta­bel be­trei­ben. Es wer­den neue Sub­ven­tio­nen nötig, um In­ves­to­ren zu ge­win­nen.

Im Er­geb­nis führt der for­cier­te Aus­bau von Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik –  un­ab­hän­gig vom Aus­stieg aus der Kern­kraft – dazu, dass be­ste­hen­de kon­ven­tio­nel­le Koh­le­kraft­wer­ke un­ren­ta­bel wer­den (für den Stop&Go-Be­trieb sind sie schlecht ge­eig­net) und des­halb durch neue, von vorn­her­ein un­ren­ta­ble und des­halb sub­ven­ti­ons­be­dürf­ti­ge Gas­kraft­wer­ke er­setzt wer­den.

Etwas holz­schnitt­ar­tig, aber tref­fend stellt diese Ab­bil­dung die Zu­sam­men­hän­ge dar:

 Quel­le: www.​science-skeptical.​de/​

Fazit: Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik lie­fern bis­lang kei­nen nen­nens­wer­ten Bei­trag zur En­er­gie­ver­sor­gung in Deutsch­land. Sie sind dazu nach jet­zi­gem Stand der Tech­nik auch – bis auf ein­zel­ne be­vor­zug­te Lagen – nicht ge­eig­net. Der krampf­haf­te Ver­such, sich mit­tels Sub­ven­tio­nen gegen phy­si­ka­li­sche Ge­set­ze und öko­no­mi­sche Zu­sam­men­hän­ge zu be­haup­ten, ist teuer und öko­lo­gisch nutz­los.

Den­noch wird die Po­li­tik nicht müde, sich mit immer ehr­gei­zi­ge­ren Zie­len und Ver­kün­di­gun­gen zum Aus­bau von Wind­kraft und PV zu über­bie­ten.

Wie kommt das?

Aus öko­lo­gi­scher und öko­no­mi­scher Sicht bie­tet die der­zei­ti­ge Er­neu­er­ba­ren För­de­rung keine Lö­sung, son­dern ver­schärft nur das Pro­blem. Sie ist ein Pla­ce­bo ohne nen­nens­wer­ten Ef­fekt.

In po­li­ti­scher Hin­sicht ist sie hin­ge­gen sehr ra­tio­nal. Jeder Wind­park der er­öff­net, jede So­lar­an­la­ge, die in Be­trieb ge­nom­men wird, gibt Kom­mu­nal­po­lit­kern Ge­le­gen­heit, sich als Weg­be­rei­ter des grü­nen Fort­schritts dar­zu­stel­len.

Und den Ver­tre­tern der Bun­des- und Lan­des­po­li­tik die­nen die Aus­bau­zah­len als Tä­tig­keits­nach­weis ge­gen­über ihrer Wäh­ler­schaft. Sie sug­ge­rie­ren, die „En­er­gie­wen­de“ sei auf einem guten Weg. Un­term Strich er­füllt der ra­san­te Aus­bau nicht nach­hal­ti­ger tech­no­lo­gi­scher An­sät­ze nur einen ein­zi­gen Zweck – den der po­li­ti­schen Kom­mu­ni­ka­ti­on.

Die Be­fürch­tung des wis­sen­schaft­li­chen Bei­rats

Es ist zu be­fürch­ten, dass diese Un­si­cher­heit bei gleich­zei­ti­gem hohen öf­fent­li­chen Druck, Er­fol­ge vor­zu­wei­sen, die wirt­schafts­po­li­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­ger er­neut dazu ver­an­lasst, nach Me­tho­den der Mi­kro­steue­rung zu grei­fen. Fast un­aus­weich­lich sind die Maß­nah­men sol­cher Po­li­tik oft un­ko­or­di­niert und damit zum Teil auch in sich in­kon­sis­tent.

 Neben den Sub­ven­tio­nen für er­neu­er­ba­re En­er­gi­en und den Ka­pa­zi­täts­sub­ven­tio­nen für den Kraft­werks­bau wer­den zu­gleich Sub­ven­tio­nen für Spei­cher, Netze, Ge­bäu­de­däm­mung, Haus­halts­ge­rä­te, Elek­tro­au­tos und vie­les mehr dis­ku­tiert, ge­plant und be­schlos­sen. Der Strom­sek­tor ist so von einem Wust an nicht ab­ge­stimm­ten Zie­len, Ein­zel­maß­nah­men und Not­fall­ver­ord­nun­gen über­zo­gen wor­den. Seine Fort­ent­wick­lung droht – ir­gend­wo zwi­schen Li­be­ra­li­sie­rung und Re­gu­lie­rung – ste­cken zu blei­ben.

scheint höchst be­rech­tigt.

Die Kraft der Ver­nunft legt nahe,

 

sich von Mach­bar­keitsil­lu­sio­nen und ideo­lo­gi­schen Scheu­klap­pen zu ver­ab­schie­den und die Augen für die phy­si­ka­li­schen und öko­no­mi­schen Rea­li­tä­ten zu öff­nen; also an­zu­er­ken­nen, dass Wind­kraft und PV auf Basis der ver­füg­ba­ren Tech­no­lo­gi­en sehr wenig zur Er­rei­chung des en­er­gie­po­li­ti­schen Ziel­ka­nons Ver­sor­gungs­si­cher­heit, Wirt­schaft­lich­keit und Um­welt­freund­lich­keit bei­tra­gen kön­nen, son­dern dabei eher hin­der­lich sind die För­de­rung re­ge­ne­ra­ti­ver En­er­gi­en nicht nach Maß­ga­be der po­li­ti­schen Sicht­bar­keit der An­la­gen, son­dern nach dem er­wart­ba­ren Bei­trag zur Er­rei­chung die­ses Ziel­ka­nons aus­zu­rich­ten.
 

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